Kuckucksuhren & Memphis Tapes
90 Min Dokumentarfilm - In Pre-Production
Logline
Der Heidelberger Tassilo Treiber alias Skinny Finsta hat sich im Deutschrap einen Namen als der „deutsche King of Memphis“ gemacht. Was aber hat ein weisser Kleinstadtjunge aus Süddeutschland mit amerikanischem Südstaaten-Hip-Hop zu tun? Eine dokumentarische Reise zwischen Fantasie und Realität – Kriminalität und Kuckucksuhren - zwischen kultureller Aneignung und Anerkennung.
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Synopsis
Tassilo Treiber kommt aus einem eher konservativen Haushalt – sein 83-jähriger Vater sammelt Kuckucksuhren, besitzt dutzende Gemälde vom Märchenkönig Ludwig II. Er verbringt seine Zeit am liebsten mit seiner Modelleisenbahn, die den gesamten Keller beansprucht. Ähnlich wie sein Vater ist auch Tassilo ein Sammler. Er sammelt Kassetten, vornehmlich bespielt mit sogenanntem Memphis Rap. Musik, die in den 90ern in der autonomen Rap-Szene von Memphis entstanden ist.
Trotz der scheinbar spiessbürgerlichen Geborgenheit, die ihm seine Eltern boten, begann Skinny Finsta sich der Rap-Musik um „Three 6 Mafia“ und anderen Memphis-Ikonen zu widmen. Sein eigener musikalischer Startschuss, weg vom Fan sein hin zum Künstler, erfolgte 2015, als er sein „Solo Tape“-Debütalbum erstmals auf insgesamt 25 Kassetten kopierte. „Einfach Tapes machen.“, lautete sein sehnlichster Wunsch seit Jugendtagen und ist es auch heute noch. Seitdem ist die Diskographie auf 11 Releases angestiegen, allesamt auf Kassetten veröffentlicht.
In seinen Songtexten zieht er oft Parallelen zwischen seiner Heimatregion um Heidelberg und dem brutalen Gangleben in Memphis. Auf den ersten Blick mag der Vergleich weit hergeholt erscheinen. Heidelberg ist eine idyllische Universität-Kleinstadt in Süddeutschland, während Memphis die Hauptstadt der Raubüberfälle in den USA ist: ein Ort der zu grossen Teilen von schwarzen Gangs kontrolliert wird und in dem Weisse – wie Tassilo – meist nur in geschützten Gated Communities leben.
Obwohl Tassilos Vater nicht unbedingt ein Fan der phantasievollen Songtexte seines Sohnes ist, haben die beiden viele Gemeinsamkeiten. Sie interessieren sich für Kunst, fahren jedes Jahr zu zweit mit dem Wohnwagen in den Urlaub und trinken bei gemeinsamen Stammtischbesuchen das ein oder andere Bier.
Diese ungewöhnliche Vater-Sohn-Beziehung, zwischen zwei Männern, die so gleich und doch so unterschiedlich sind, wollen wir erforschen und versuchen zu verstehen. Beide vereint das Sammeln von Artefakten und die Sehnsucht sich in eine Zeit und Welt, die ihrer eigenen ganz fern ist, zu versetzen.
Wir wollen auch ergründen, ob Tassilo am Ende nur ein weisser mittelständischer Deutscher ist, der sich in die harte Realität von schwarzen US-Amerikanern flüchtet, wie so manch anderer nach Hogwarts oder Mittelerde? Ist, was er macht, nicht möglicherweise ein weiteres Beispiel für kulturelle Aneignung, bei dem ein Weisser die Identität und die Lebensumstände von Schwarzen wie ein Kostüm an- und auszieht?
Gerade dann, wenn diese Frage am lautesten im Raum steht, überrascht uns Skinny. Wir erfahren von ihm, wie viel er tatsächlich mit Memphis zu tun hat. Er war schon mehrfach dort und ist mit den Rap-Urgesteinen der Szene wie DJ Spanishfly oder DJ Zirk befreundet. Zusätzlich hat Tassilo begonnen, Musikkassetten von Memphis-Rappern zu erstellen und diese von Deutschland aus für die amerikanischen Künstler herzustellen und zu vertreiben.
Wir machen uns mit dem „deutschen King of Memphis“ auf die Reise ins badische Neulussheim und auf den Weg nach Memphis. Wir begleiten Skinny dabei seine Idole zu treffen und erleben wir er in Memphis ein Konzert gibt – und finden dabei vielleicht heraus was die amerikanische Hood denn nun mit Heidelberg zu tun hat und wie viele unerwartete Verbindungen es zwischen diesen Welten gibt.
Kulturelle Relevanz & lokaler Bezug
Hip-Hop ist mittlerweile die dominierende Musikrichtung und (Jugend-)Kultur. Dabei schwappen viele kulturelle Phänomene und narrative aus den USA zu uns nach Deutschland rüber, die hier mehr oder weniger reflektiert reproduziert werden.
Unser Protagonist verkörpert viele der Spannungen und Widersprüche, die sich aus diesem Austausch ergeben, oft mit einer humorvollen Übertreibung. Tassilo ist ein Memphis-Rapper, aber auch ein echter Heidelberger, was auf den ersten Blick nicht ganz vereinbar scheint und an vielen Stellen für Lacher sorgt. Wenn er im Carlo Colucci-Outfit die badischen Weinberge mit seinem Mofa durchstreift und die Haare seines Vokuhilas im Wind wehen, wirkt das auf Aussenstehende befremdlich und albern.
Wir wollen aber aufzeigen, wie vernetzt unsere Welt und ihre verschiedenen Kulturen eigentlich sind und dass diese oftmals keine Landesgrenzen kennen.
Südwestdeutschland und spezifisch der Raum Heidelberg hat durch ehemalige US-Besatzungsmacht eine besondere Verbindung nach Amerika. Trotz Schlössern, Burgen und Weinstrasse gibt es wohl keinen anderen Teil Deutschlands, in dem bis heute so viele Amerikaner leben oder mal gelebt haben. Dass hat seine Spuren in den Menschen hinterlassen – und diese Spuren wollen wir über Tassilo und seinen Vater erkunden.
Dabei ist uns die Vater Sohn Beziehung der beiden besonders wichtig, da man an ihr etwas Universelles ablesen kann: Wir alle sind wie unsere Eltern – doch sind wir gleichzeitig auch alle das Gegenteil von ihnen. Wir versuchen uns neu zu erfinden und können unseren Wurzeln trotzdem nicht entkommen. Wir sehen in dieser Wahrheit eine Relevanz, die Zuschauende, weit über die Hip-Hop-Bubble hinaus, bewegen und zum Nachdenken anregen kann.
FILMMAKER STATEMENT
Schon von klein auf habe ich für ungewöhnliche Menschen interessiert, die sich schwer in ein klassisches Muster einordnen lassen und ein Leben abseits der Norm führen. Meine Filme führten mich dabei von indischen Bauarbeiterinnen über mongolische Obdachlose, die in Heizungsschächten ums nackte Überleben Kämpen bis hin zu illegalen Kohleminen in Polen. Diese Filme habe ich unabhängig und selbstfinanziert umgesetzt.
Über meine Arbeit als Regisseur von Musikvideos lernte ich in den letzten Jahren auch die deutsche Hip-Hop Szene von innen kennen und entdeckte in Tassilo aka Skinny eine Figur, die sich ebenfalls abseits von der Mehrheitsgesellschaft ein unerwartet ungewöhnliches und faszinierendes Leben aufgebaut hat. Die Entscheidung ihn mein nächstes Werk zu widmen, viel mit der ungemeinen Komplexität, die den Protagonisten auszeichnet, die es ermöglicht komplexe Geschichte zu erzählen, ohne eine ironische Absurdität vermissen zu lassen.
Nachdem ich ihn seit 2016 persönlich kenne und endlich im letzten Sommer in seiner Heimat besucht habe, wurde mir schnell klar, dass ich noch weiter hinter die coole Hip-Hop Fassade des Künstlers dringen möchte und den Mensch Tassilo Treiber in den Vordergrund zu rücken, was ich einem breiten Publikum vorstellen möchte. Seit ich im letzten Jahr selbst Vater geworden bin, habe ich ein besonderes Interesse für die besondere Vater-Sohn-Beziehung zwischen Tassilo und seinem Vater entwickelt. Es ist für mich verblüffend, wie Väter und Söhne scheinbar gleichzeitig aneinandergeraten und miteinander auskommen können.
Skinny Finsta ist ein vielschichtiger Charakter in der deutschen HipHop-Landschaft, hinter deren Kulissen wir mit ihm schauen dürfen. Ein reiner Rap-PR Film über einen „erfolgreichen“ Künstler, wie er in Rap-Deutschland leider Gang und Gebe ist, käme für mich nicht in Frage.
Als Filmemacher habe ich die Aufgabe Momente festzuhalten und Bilder zu erschaffen, die den Betrachter in eine fremde Welt ziehen und so Verbindungen innerhalb dieser Welt zu schaffen. Im Film werden existentielle Fragen aufgeworfen werden, wie die Verbindung zwischen Vater und Sohn, Gewalt und Tod und dem Erfüllen seiner Jugendträume.
Vorangegangen dokumentarische Arbeiten des Regisseurs
Im Sinne des klassischen Autorenfilms fungiere ich, Paul Henschel, als Regisseur, alleiniger Kameramann und schneide den Grossteil seiner Arbeiten auch selbst. Mit Auszeichnungen & TV-Ausstrahlungen für vorangegangene selbstproduzierte Dokumentationen habe ich in Deutschland bereits bewiesen, dass ich der Lage bin, eigene Projekte erfolgreich umzusetzen. Für mich ist dabei die Arbeit in minimalistischen Team-Grössen eine Notwendigkeit und eine Voraussetzung um eine möglichst, enge persönliche Bindung zum Protagonisten aufzubauen und aufrecht zu erhalten.
Das neue Dokumentarfilm-Projekt ist für mich eine logische Fortführung meiner vorherigen dokumentarischen Werke. Nach mehreren 30-minüten Reportagen und Dokumentationen möchte ich mich erstmals der Herausforderung stellen, eine Dokumentation in Spielfilm-Länge zu realisieren. Die Verzahnung zur HipHop -Kultur, in der ich seit fast einem Jahrzehnt als Fotograf und Musikvideo-Regisseur tätig bin, bietet mir erstmals die Möglichkeit sich einem weiteren Herzensthema zu widmen – nicht ausser Acht zu lassen, dass ich mich trotz allem in keiner Abhängigkeit zur Branche befinde und so dennoch mit gewissen Abstand einen Objektiven Film gestalten kann, will und werde.
Sie können eine visuelle Projektmappe mit weiteren Informationen als druckbare PDF-Datei in Englisch oder auf Deutsch herunterladen.
Bitte fordern Sie den Link via email an: info@paulhenschel.com